Mentorenschaft etwas anders gesehen: Richard bringt seine langjährige Erfahrung ein, um ein Bild davon zu malen, wie Mentoring über das bloße Geben von Ratschlägen hinausgeht und stattdessen darum bemüht sein sollte, relevante und herausfordernde Fragen zu stellen, die den Mentees helfen sollen, eigene Lösungen und Ideen zu entwickeln. Als Beispiel führt er die Herausforderungen bei der Jobsuche an, insbesondere für ältere Arbeitsuchende, die allein schon durch Algorithmen in den Bewerbungsprozessen benachteiligt werden!. Richard schlägt einen etwas anderen, einen kreativen Ansatz vor, bei dem Arbeitsuchende Unternehmen gezielt auswählen sollten, um sich kundig zu machen und sich dann persönlich, mit Lebenslauf in der Hand, vorzustellen. Dieses Vorgehen hebt er als effektiveren Weg hervor, um in einer zunehmend unpersönlichen Joblandschaft Aufmerksamkeit zu gewinnen.

 

Transkript

Richard (00:00):

Wir Alten wissen alles. Vor allem wissen wir alles besser und wollen das auch anbringen. Was könnte da besser passen, als als Mentor oder Mentorin aufzutreten? Viele Menschen wissen nicht so recht, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen sollen, sind orientierungslos. Meistens sind sie etwas jünger, vor allem gegenüber meinem Alter. Und dann suchen sie Hilfe, dann suchen sie jemanden, der oder die ihnen gewisse Richtungen vorgeben kann. Ich sehe das ein bisschen wie Unternehmensberatung. Unternehmensberatung ist nicht, dass der Berater sein Vis-a-vis berät. Das ist ein Irrglaube. Sondern er oder sie muss die richtigen Fragen stellen. Und dann kommt man selber auf bestimmte Dinge drauf und sagt, aha. Vielleicht mache ich es so. Ich mache das an einem Beispiel fest. Ich bin immer wieder mal Mentor bei Menschen, die gerade keine Arbeit haben oder einen Arbeitsplatz suchen. So ein bisschen herumirren, um nicht, ja sagen wir, herumirren. Und diese Menschen machen normalerweise das, was man ihnen in den Organisationen ratet.

(01:21):

Sie machen einen besonders schönen Lebenslauf und dieser Lebenslauf wird dann aufgepeppt, wie auch immer, und dann verschickt. Und was passiert damit? Verschwindet. Also erstens einmal, wenn vorne ein Fünfer steht von der Jahreszahl, wird er sowieso meistens ausgeschieden. Was eine Katastrophe ist. Aber so ist es nun mal. Die Algorithmen, die das Entscheiden gehören, meines Erachtens dringend verändert. Und dann ist dieser Lebenslauf oder auch dieses Begehr, dort zu arbeiten, eins von vielen, vielen, vielen, vielen, die vielleicht eintreten. Und die Chance, dass du genommen wirst, ist sehr gering. Und die Chance, aussortiert zu werden. Hat oft überhaupt nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun. Vielleicht mit deinem Aussehen, vielleicht mit deinem Geschlecht, mit deinem Alter, was auch immer. Es passt halt irgendwie nicht. Ich mache dann den Vorschlag, mach was anderes. Und ich sage jetzt noch einmal ausdrücklich dazu, das muss nicht richtig sein. Aber es bringt vielleicht die Menschen ein bisschen in eine andere Richtung.

(02:21):

Ich sage ihnen, suchen sie sich ein Unternehmen, wo sie arbeiten wollen. Und dann lernen sie alles, alles, alles von diesem Unternehmen. Und dann machen sie ihren Lebenslauf. Oder haben sie schon vorbereitet. Das Schreiben, das man auch macht, um sich zu bewerben. Und schicken es nicht weg. Und dann suchen sie sich die Person, die sie ansprechen wollen. Vielleicht den CEO oder den HR-Chef oder Abteilungsleiter oder Leiterin natürlich. Wie auch immer. Und versuchen sie herauszufinden, wann die Person wo ist. Das hat nichts mit Datenschutz zu tun. Und man weiß einfach, dass die Leute um 8 Uhr ins Büro gehen oder um 10 Uhr ins Büro gehen. So, und dann nehmen sie sich ein Buch in die Hand und lassen das Handy zu Hause. Wirklich. Nehmen sie ein Buch zur Hand. Und nehmen ihren Lebenslauf, ihre Vita und alles, was sie haben. Und gehen zu dem Unternehmen. Und gehen zur Vorzimmerdame dorthin.

(03:20):

Und die erste Frage ist, haben sie einen Termin? Und sie sagen, nein, ich habe keinen Termin. Aber es macht nichts. Ich habe Zeit. Aha, ja. Und dann fragen sie noch, darf ich mich dorthin setzen inzwischen? Und einfach warten? Und dann setzen sie sich hin. Und warten. Und irgendwann kommt der Chef oder die Chefin bei ihnen vorbei. Weil die muss vielleicht auf die Toilette. Oder will essen gehen. Und dann sieht diese Person sie. Körperlich. Und sieht sie mit einem Buch dort lesen, nicht mit einem Handy spielen. Und dann sagen sie, haben sie 2 Minuten Zeit für mich? Und ich garantiere ihnen, 5 von 10 sagen sofort, ok, 2 Minuten, ich kann das ja übrigen. Und die anderen 5 wahrscheinlich sagen, nein, ich habe heute nichts. Aber machen sie mit meiner Dame einen, mit meiner Assistentin einen Termin? Und dann haben sie einen Termin. Dann sind sie dort.

(04:11):

Und dann wissen sie alles von diesem Unternehmen, für das sie arbeiten wollen. Und ich garantiere ihnen, die Chance ist viel höher, wenn sie so etwas machen, als wenn sie sich normal bewerben. Als Mentor geht es mir darum, sie dazu zu bringen und vielleicht nachzudenken, ist das gescheit, ist das nicht. Kann ich damit umgehen? Sie können es vielleicht umsetzen oder eben auch nicht. Aber ich habe ihnen hoffentlich etwas gesät. Also das ist, glaube ich, ein schönes Bild. Als Mentor oder als Mentorin möchte ich den Samen einsetzen. Ob etwas daraus wird, weiß ich nicht. Aber sie bekommen auf jeden Fall durch Mentorinnen oder durch mich hoffentlich einen neuen Input. Und es ist nicht immer more of the same, das was alle machen. Ja. Ich weiß nicht, ob sie damit etwas anfangen. Ich hoffe doch. Ich freue mich auf ihre Reaktionen. Wenn sie der Meinung sind, das ist grundfalsch oder das gefällt ihnen auch, dann schreiben sie mir, rufen sie mich an.

(05:15):

Meine Daten finden sie unter richardkahn.com. Oder ansonsten liken und all diese Möglichkeiten, die das soziale Netz heute hergibt. Ich freue mich auf jede Reaktion. Danke vielmals.

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