In diesem Interview spricht Martin über seine Erfahrungen im Bereich der Unternehmensnachfolge und der Arbeitswelt 50 plus. Er betont die Bedeutung von Planung, Loslassen und den Wunsch, dass Nachfolger frühzeitig gefunden werden. Martin teilt Einblicke in die Gestaltung des Übergangs und die Motivation älterer Mitarbeiter. Er erwähnt wichtige Aspekte wie Wertschätzung, Feedback und die Bedeutung von Know-how-Austausch zwischen jungen und erfahrenen Mitarbeitern. Zudem diskutiert er Herausforderungen und Lösungsansätze für eine motivierende Arbeitsumgebung, insbesondere für ältere Mitarbeiter.

#Unternehmensnachfolge #Arbeitswelt50plus #Know-howTransfer

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Transkript

Martin (00:00):
Ich kann nur eines mitgeben für alle beteiligten Personen, die mit einer Unternehmensnachfolge zu tun haben. Planung, Planung, Planung. Man soll sich überlegen, wann sind so die gewünschten Zeitpunkte, wie geht man es an. Und ja, ich glaube auch, wenn man dann seinen Nachfolger schon im Kopf hat und gefunden hat, loslassen. Ganz richtig.

Richard (00:24):
Mein heutiger Gast ist mir sehr ans Herz gewachsen. Weil es gibt ja bei selbstständigen Menschen, gibt es ja im Prinzip nur drei oder vier Hierarchie-Ebenen über einem. Das eine ist das Finanzamt, das andere der liebe Gott und das dritte meine Frau. Die Reihenfolge variiert. Ab und zu ist also mein heutiger Gast auch der, der ganz oben ist. Herzlich willkommen. Danke vielmals, dass du gekommen bist. Lieber Martin, du bist Steuerberater, Unternehmensberater, ein bisschen auch Lebensberater, weil das miteinander zu tun hat. Und ich habe heute drei Themen. Die ich mit dir besprechen möchte. Und das eine ist das Arbeiten in späten Jahren, das zweite ist die Arbeitswelt der 50-plus-Jährigen und das dritte, womit wir vielleicht gleich anfangen wollen, ist Unternehmensnachfolge. Du bist ja ein Nachfolgender. Vielleicht kannst du uns ein bisschen erzählen, wie hat sich das für dich ergeben, entwickelt und angefühlt?

Martin (01:26):
Lieber Hadi, als erstes einmal herzlichen Dank dir. Vielen Dank für die Einladung, für dieses Interview. Ich freue mich sehr. Dankeschön dazu. Wie hat sich diese Unternehmensnachfolge angefühlt? Vielleicht noch eine kleine Geschichte dazu. Mein Vater hat in den 70er Jahren eine Steuerberatungskanzlei losgestartet. Erst war er Partner in einer Gesellschaft, ist dann dort ausgeschieden. Mitte der 80er Jahre hat er sich dann selbstständig gemacht und ist dann mit seiner langjährigen Geschäftspartnerin, ich darf sie Ulrike nennen, losgestartet in der Naglergasse und hat dann seine Steuerberatungskanzlei aufgebaut. Er hat klein begonnen, zehn Mitarbeiter waren das zu Beginn, hat dann im Jahr 1997 und 1998 war es dann schlussendlich eine Kanzlei übernommen. Damit ist er zum ersten Mal gewachsen. 2002 hat er noch einmal eine Kanzlei übernommen und ist dann noch einmal einen großen Schritt weiter gewachsen. Und wie soll ich sagen, er hat es raffiniert gemacht, so im Nachhinein betrachtet.

(02:33):
Er hat uns nie gedrängt und nie gezwungen, jetzt in seiner Kanzlei, in seinem Unternehmen weiterzumachen, fortzumachen. Er hat natürlich uns, ich sage es ganz offen und er weiß es, nie das Beste vorgespielt. Er hat immer sehr viel gearbeitet, er war wenig da. Wir haben immer gewusst, auf was wir uns hier möglicherweise einlassen würden. Aber er hat eines sehr gut gemacht, er hat uns sehr wohl langsam eingeführt.

Richard (02:57):
Wir, das heißt dich und deinen Bruder. Mich

Martin (03:00):
Und meinen Bruder, danke. Ich bin Baujahr 1971, mittlerweile bald 53, mein Bruder zwei Jahre jünger.

Richard (03:07):
Hast dich gut gehalten.

Martin (03:08):
Danke dir, das wollte ich hören für das kommende Wochenende, danke vielmals. Mein Bruder 73 geboren, zwei Jahre jünger. Und er hat eines raffiniert gemacht, wir haben ja nie ein Taschengeld gekriegt. Das wirfe ich ihm heute auch noch vor. Und er hat immer gesagt, Burschen, ihr könnt was dazu verdienen, macht Buchhaltung in unserer Kanzlei. Meine Mama, ihr Vater hatte ein Transportunternehmen und dort durften wir damals schon während der HAK

Richard (03:32):
Ich habe jetzt das Geld zugesteckt.

Martin (03:33):
Wir waren ganz regulär übrigens angemeldet, geringfügig beschäftigt und haben dort schon unser erstes Geld verdienen dürfen. Insofern hat er das raffiniert gemacht. Nach der Schule sind wir dann ins Büro, in die Leonhardstraße 109 damals noch gefahren, haben dort Buchhaltung gemacht. Und haben uns gefreut über die ersten hunderter Schillinge, wohlgemerkt, die wir dort dann verdienen durften.

Richard (03:54):
Das waren auch ein paar von mir dabei wahrscheinlich. Eure Kanzlei hat auch meine Buchhaltung damals gemacht.

Martin (03:59):
Möglich, aber wir haben die Opa Buchhaltung gemacht. Und da sind wir dann sukzessive langsam hinein gewachsen, mit einer sehr guten Ausbildung auch. Und zwar über die Bundeshandelsakademie Grazbachgasse damals. Um ein bisschen ehrlich zu sein, der Papa war auch dort. Also in gewisser Art und Weise haben wir beide dann seinen Weg nachgemacht. Aber auch das

Richard (04:20):
Rüstzeug einmal, wirklich von unten heraus, noch vor dem Studium. Weil ihr habt jetzt glaube ich beide BWL studiert und habt nachher noch ein Master angehängt. Genau. Aber jetzt zur Unternehmensnachfolge. Also die Vorbereitung war gut. Ich weiß, dein Vater hat das glaube ich ganz klug angestellt. Ich kenne so ein Geschichtl, wie er euch indirekt gefragt hat, ob ihr vielleicht seine Nachfolge antreten wollt.

Martin (04:42):
Genau, das war ein lustiger Betriebsausflug nach Italien runter. Da sind wir ganz vorne gesessen, mein Bruder, mein Vater und ich. Und er hat gesagt, Burschen. Ich möchte eine Kanzlei übernehmen. Das war die aus dem Jahr 97, 98. Aber wisst ihr was, ich mache das nur dann, wenn ihr sagt, ihr wollt weitermachen. Weil sonst tue ich mir das nicht an. Ich in meiner Größenordnung habe das volle Auslangen. Mir taugt das. Aber wenn ihr sagt, Burschen, ihr wollt kommen, dann machen wir das.

Richard (05:14):
Und der Druck ist da schon aufgebaut worden?

Martin (05:16):
Da wurde Druck aufgebaut. Im Innersten wollte man es ja im Grunde eh schon immer. Ja. Mein Bruder hat noch so ein bisschen Ausflüge gemacht. Journalist, Bauer, Pilot und so. Ich wollte immer Steuerberater werden. Ich sage dann immer, wie der kleine Feuerwehrmann Drache, der Grisou. Der hat immer gesagt, ich will Feuerwehrmann werden. Ich habe immer gesagt, ich will Steuerberater werden. Nur dann war es eigentlich wirklich fix, wo wir gesagt haben, passt, Papa. Es war auch gut zu hören, dass er uns wollte, um ehrlich zu sein. Aber dort haben wir zugesagt. Für mich war es ein bisschen kritisch inzwischen. Ich bin dann nach Just Studium ins Ausland gegangen. Nach meinem Studium habe ich gearbeitet. Bin ins Ausland gegangen auf ein Postgraduate. Dort war dann BWL. Und dann siehst du die große, weite Welt. Siehst vieles anderes. Und da denkst du, wenn ich diese Zusage nicht gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich woanders hingegangen.

Richard (06:13):
Also der Druck im Hintergrund war schon da und hat auch bewirkt.

Martin (06:17):
Hat auch bewirkt. Wobei noch einmal, wir wollten es ja aus freien Stücken.

Richard (06:22):
Ja, aber der Weg hätte ja auch dazwischen ein bisschen anders laufen können.

Martin (06:25):
Hätte anders laufen

Richard (06:26):
Können. Also der Vater hat euch quasi das Würstchen hingehängt und hat gesagt, ich würde gerne. Ihr habt ja gesagt. Wie war das dann weiter? Denn mit dem Moment, das ist ein bisschen wie eine Verlobung. Ab dem Moment schaut man Dinge ja anders an.

Martin (06:41):
Ja, ich habe eine gewisse Sicherheit gehabt. Erstens, er vertraut uns. Er mutet uns das zu. Dass wir das tun. Ja. Wir haben uns irrsinnig gefreut. Und natürlich siehst du das dann aus einer anderen Brille. So nach dem Motto, ja, das ist ja doch einmal meins.

Richard (06:57):
Tausendmal berührt. Tausendmal. Nichts

Martin (06:59):
Passiert. Genau.

Richard (07:00):
Das ist, glaube ich, wirklich. Es ändert etwas.

Martin (07:02):
Es ändert ganz massiv etwas. Du hast einen anderen Zugang. Mit der Aussicht darauf einmal, ja, vielleicht einmal seine, ich sage jetzt vielleicht einmal seine Position zu übernehmen. Da kommen wir ja dann, glaube ich, auch noch, wie das dann schlussendlich gelaufen ist. Und ja, du hast da wirklich einen anderen Zugang.

Richard (07:21):
Gut. Ihr habt euch entschieden, ihr macht das. Es kam der Moment, wo der Vater dann gesagt hat, Burschen, macht’s.

Martin (07:29):
Eine Bedingung war noch, er hat gesagt, Burschen, wenn ihr den Wirtschaftsprüfer habt, dann übergebe

Richard (07:33):
Ich euch. Das ist eine Qualifikation.

Martin (07:34):
Das war sein Wunsch. Okay. Wir sind Steuerberater einerseits und Wirtschaftsprüfer. Wirtschaftsprüfer ist dann die weitere Ausbildung. Und er hat gesagt, Burschen, und da muss ich ihm großen Respekt danken. Er hat gesagt, Burschen, wenn ihr den Wirtschaftsprüfer habt, dann übergebe ich die Anteile, dann übernehmt ihr das Ruder. Und das war damals, wie er 63 Jahre alt war. 2006 war das. Und sobald mein Bruder dann noch diese Prüfung gehabt hat, haben wir dann unser gemeinsames Familienübergabemodell geschaffen.

Richard (08:04):
Wenn ich kurz einfügen darf, es war auch klug, das Timing, weil das spielt ja auch eine wichtige Rolle. Denn jetzt blöd gesagt, wenn dein Bruder getrödelt hätte weitere zehn Jahre und den Wirtschaftsprüfer nicht gemacht hätte, hätte sich das möglicherweise aufgelöst, verschoben oder etwas anderes entwickelt.

Martin (08:19):
Da hätte ich persönlich als großer Bruder eher andere Sorgen gehabt, dass er mich überholt. Er war da recht flott.

Richard (08:25):
Aber okay. Aber das Timing, und das will ich festhalten, also Timing ist wichtig.

Martin (08:29):
Absolut. Absolut. Und Vater hat es wirklich, und Kompliment, überrissen, dass er sagt, auch bei einem gewissen Zeitpunkt, kein anderer Herr.

Richard (08:39):
Ja, und er hat sich auch selber, wenn ich weiß, wirklich zurückgenommen. Er hat es noch im Büro bezogen und gesagt, er macht ein paar Dinge besser. Er macht ein paar Fehler spaßeshalber weiter, Nachlauf etc. Aber ansonsten hat er euch machen lassen.

Martin (08:50):
Der hat uns machen lassen. Er hat losgelassen. Ein ganz wichtiges Thema. Ganz wichtig. Ein ganz wichtiges Thema. Im Innersten hat er es wahrscheinlich eh schon jahrelang vorher geplant gehabt. Das ist ein wichtiger Punkt, den ich mitgeben möchte bei Betriebsübergaben, doch einen gewissen Plan zu verfolgen. Dass man sich darauf einlässt und zu sagen, schau, für ihn war sicherlich, sobald die Burschen die Prüfung, die Wirtschaftsprüferprüfung haben, dann geht für ihn das Radl los. Ich glaube,

Richard (09:17):
Es war sehr klug, nämlich für zwei Seiten da eine Deadline einzuziehen. Für sich selber, ich muss dann loslassen. Und für euch, ihr dürft dann übernehmen. Wie hat sich dann das angefühlt, wie der Vortrag gesagt hat, so quasi, da habt ihr den Schlüssel, pfiat euch Baba.

Martin (09:32):
Um ehrlich zu sein, im ersten Moment habe ich mir gedacht, Himmel, jetzt steht nicht mein rüstiger Vater in der ersten Reihe, sondern jetzt stehen wir in der ersten Reihe. Und er war hinten. Mein Bruder auch ähnlich gedacht. Aber man freundet sich mit der Sache dann bald an. Und das Wichtige war für mich persönlich immer, der Alte, entschuldige, wenn ich das jetzt so sage, der

Richard (09:54):
Traut

Martin (09:55):
Uns das zu. Und das war für mich ein ganz wichtiger Beweis, das Vertrauen, ein wichtiger Beweis, wir machen das.

Richard (10:04):
Gut, ihr habt gemacht, das ist jetzt wie lange her?

Martin (10:08):
2006 war

Richard (10:09):
Das,

Martin (10:10):
Im Jänner.

Richard (10:11):
Heute rückblickend, was hätte man anders machen können? Oder was hättest du anders gemacht?

Martin (10:18):
Gibt

Richard (10:19):
Es überhaupt etwas, was du anders gemacht hättest?

Martin (10:21):
Nein. Ich habe ein Ziel gehabt, vor Jahren einmal eine Kanzlei, wir waren damals ungefähr 40 Mitarbeiter, ich hatte mir ein Ziel gesetzt, irgendwo einmal 100 Mitarbeiter zu haben. Dort sind wir mittlerweile. Es gibt jetzt kein ganz großartiges Ziel noch, hier massiv weiter. Aber ich würde so im Nachhinein nichts anderes machen. Das hat alles funktioniert, alles gepasst. Vielleicht die eine oder andere Entscheidung einmal schneller zu treffen. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt, Entscheidungen zu treffen. Hin und wieder lässt man gewisse Dinge schleifen. Das

Richard (11:00):
Ist Leadership. Das ist die Frage dann natürlich auch, da muss man hineinwachsen ins Entscheiden, weil das tut ab und zu weh. Ja,

Martin (11:06):
Richtig.

Richard (11:07):
Darf ich jetzt gleich die Wolke ziehen? Ja. Ich würde sagen, wir gehen zu den Mitarbeitern. Du sagst, ihr habt ungefähr 100 Mitarbeiter und ihr habt junge und ihr habt ältere. Wenn wir jetzt das Recruiting anschauen, beziehungsweise wie junge Mitarbeiterinnen zu euch kommen, so haben die heute größtenteils ganz andere Vorstellungen als die, die heute 50, 55 sind. Die kommen, das ist etwas flapsig von mir ausgedrückt, und sagen, Teilzeit 27 Stunden ist vielleicht das, was ich kann. Ich hätte gerne ein Dienstauto vielleicht. Und wenn mein Kind schreit, gehe ich heim. Und das bei einem bestimmten Gehalt, das nicht zu niedrig ist. Und dann hast du die Älteren, die sagen, ich bin 50, 55, ich verdiene das Gleiche, was die heute frisch angefangen vielleicht verdienen würden wollen, etc. Ich habe keine sechs Wochen Urlaub, die die haben wollen. Und ich habe kein Kind zu Hause, das schreien kann, dass ich heimgehen muss.

(12:06):
Wie gehst du damit um?

Martin (12:08):
Eine große Herausforderung. Ich sehe es auch in meinem Team. Wir sind zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meinem Team. Und da sind die Bedürfnisse sehr unterschiedlich. Von den Älteren einerseits, wie du ansprichst, und auch von den Jüngeren. Ich habe eine junge Mitarbeiterin, die wird jetzt zum zweiten Mal Mama. Die hat mir schon gesagt, Martin, ich gehe jetzt in Karenz und nach vier Monaten bin ich wieder da. Punkt.

Richard (12:33):
Das ist aber eh schon toll. Ich höre ja sonst sehr oft, und dann gehe ich in Bildungskarenz.

Martin (12:38):
Gewaltig, ganz richtig. Ja, auch ganz aktuell jetzt in den Medien wieder mit der Bildungskarenz. Also ich sehe hier sehr wohl massiven Einsatz von der Jugend her. Tendenz auch zu 40 Stunden, interessanterweise. Und auch bei gerade Jüngeren, bei Müttern, dass sie sagen, ich komme bald wieder zurück.

Richard (12:59):
Allerdings, Entschuldigung, muss man sofort dazu sagen, ihr habt einen Betriebskindergarten. Ganz

Martin (13:03):
Wichtig. Betriebskindergarten, ganz richtig. Ich sage immer, die Eltern werfen die Kinder in der Früh rein, gehen in Ruhe arbeiten und holen am Nachmittag oder am frühen Abend die Kinder wieder ab. Ja, es ist eine Herausforderung, zurückzukommen auf deine Frage, ältere und jüngere Mitarbeiter unter einen Hut zu bringen. Das Interessante ist, die Jungen lernen von den Älteren. Und die Älteren sehen, wie die Jüngeren mit Innovationen, mit Ideen hereinkommen.

Richard (13:28):
Reverse Mentoring nennt sich das ja, glaube ich, im Fachausdruck.

Martin (13:31):
Richtig. Richtig, also wunderbar. Und ja, natürlich musst du gewisse Dinge dann einfach abstimmen. Die Jüngeren sehen so, die Älteren so. Es ist permanent eine

Richard (13:41):
Herausforderung. Das wäre aber jetzt die, sagen wir, technologische, vielleicht auch fachliche Herausforderung. Weil die Person, die bei dir seit 30 Jahren ist, sagt, im Gesetz steht es so, aber ich weiß, es kann so auch gehen. Das ist die gescheitere Lösung. Außerdem, wir haben schon viele Krisen hinter uns. Wir sind vielleicht etwas belastbarer bei Dingen. Aber die unterschiedlichen Gehaltsforderungen, zum Beispiel von Jüngeren. Wie gehst du nur damit?

Martin (14:03):
Die Gehälter sind natürlich massiv gestiegen. Ich merke

Richard (14:09):
Es bei meinen Rechnungen. Von den

Martin (14:10):
Wertsicherungen etc. abgesehen davon. Aber es gibt einen, wir nennen das in der Kanzlei einen Karriereweg bei uns, der auch verbunden ist mit einer klaren Gehaltsstruktur.

Richard (14:20):
Ist das transparent?

Martin (14:21):
Das ist im Grunde transparent. Die Damen und Herren wissen das, ja. Und weißt du, was mich freut? Ich bin ein bisschen stolz. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation. Und wir haben laufend Mitarbeitergespräche. Und es gab kein Gehaltsgespräch.

Richard (14:38):
Okay, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, glaube ich. Was auch ganz viele Leute heute vergessen. Wie gerne du an deinem Arbeitsplatz bist, wie erfüllend für dich die Arbeit ist, hat in den wenigsten Fällen etwas mit Geld zu tun. Richtig. Ich glaube, es hat nur mit dem Geld zu tun, wenn es zu wenig ist. Wenn es zu knapp wird, es geht sich dann nicht aus für dich, dann wird das eine große Geschichte. Ja. Aber ab einer bestimmten Höhe scheint es einen Stellenwert zu verlieren. Sondern es ist ja hier das Miteinander, das soziale Gefüge, der Anspruch, das Gesehenwerden, das Teilhaben können, glaube ich, doch viel wichtiger. Schau,

Martin (15:13):
Zwei Punkte dazu zu erwähnen. Wertschätzung, Feedback, Rückmeldung. Ein ganz ein wichtiger Punkt. Hat mit Gehalt gar nichts zu tun. Ja. Ein ganz ein wichtiger Punkt. Und da sind die Führungskräfte gefordert. Der zweite Punkt, was uns sehr, sehr wichtig war, beispielsweise nach der Koalition. Nach der Corona-Zeit. Viele saßen im Homeoffice. Unser Zugang war es, bitte kommt zurück. Wir wollen euch sehen. Wir wollen uns austauschen mit euch. Bitte, vollkommen klar, wir akzeptieren Homeoffice. Ja. Aber wir sahen auch, die Damen und Herren wollen wieder zurückkommen.

Richard (15:46):
Das heißt, wir haben heute etwas, was neudeutsch heißt, eine hybride Lösung. Richtig. Dass die Leute auch eine gewisse Erwartungshaltung haben nach Homeoffice. Aber dass nur Homeoffice auch keine Option ist. Nein.

Martin (16:00):
Ist sie nicht. Und was war uns auch wichtig. Jetzt ein bisschen eine Werbung für die Firma Sorger Bäckerei in Graz. Wir bieten unseren Mitarbeitern sehr, sehr unterstützt ein Mittagessen an. Da kann man dann über unsere Mitarbeiter-App beispielsweise die Woche vorher schon die Menüauswahl treffen. Einmal Fleisch, einmal vegetarisch. Und da kommen die Leute wieder zusammen.

Richard (16:20):
Alles klar. Das ist die Barsena oder sprich der Kaffeetisch wird erweitert zum Mittagstisch. Und es

Martin (16:26):
Gibt eine Gaude. Das ist auch wichtig beim Mittagessen. Dass man einfach ein bisschen sich austauscht. In Kontakt ist. Und ja, ein gutes, gesundes Essen auch zu sich nimmt.

Richard (16:36):
Gut. Also die Botschaft ist, nicht Geld spielt die Rolle. Nicht nur Homeoffice spielt die Rolle. Sondern wir haben eine gemenge Lage, die sich relativ stark bewegt. Aber der Mensch als Zentrum, das Teilhaben im sozialen Gefüge, ist die Botschaft. Ja. Das, was du haben willst. Und wie du eine gescheite Arbeit samträgst. Ganz

Martin (17:01):
Richtig. Ganz

Richard (17:01):
Richtig. Gehen wir zum Arbeiten jetzt zu den noch Älteren. Ja. Wir haben ja Babyboomer, gehen in Pension. Du hast auch Mitarbeiter, die sind, sagen wir, 55 gegen 60 oder vielleicht noch älter hinaus, die in einer anderen Welt aufgewachsen sind. Die jetzt viel lernen müssen. Und wie ich auch bei euch gesehen habe, sehr viel von den Jungen lernen. Auf der anderen Seite haben sie ein unheimliches Erfahrungswissen. Und wenn die Menschen weggehen, dann ist das Erfahrungswissen weg. Auf der anderen Seite sind die Leute heute nicht drei oder vier oder fünf Jahre in Pension, wie sie in den 60er Jahren waren, sondern 20, 25 Jahre. Denen fällt die Decke am Kopf, wenn sie nicht etwas haben, zum Teil haben. Wie gehst du jetzt als Firmenchef damit um?

Martin (17:52):
Wie du richtig sagst, da geht sehr viel Knowhow verloren. Und auch meine älteren Mitarbeiter haben ja einen sehr, sehr guten Kontakt. Teilweise einen jahrzehntelangen

Richard (18:01):
Kontakt. Netzwerke und

Martin (18:01):
Kunden. Zu den Kunden, zu den Klienten. Und wenn die plötzlich weg sind, wäre es schade für mehrere Seiten dann am Ende des Tages. Wir haben jetzt zwei Damen, also eine Dame und einen Herrn, die gehen jetzt dann im Herbst in Pension. Und wir haben gesagt, wir geben euch mit ein Rückfahrt-Ticket.

Richard (18:20):
Super.

Martin (18:21):
Was meinen wir damit? Oder Comeback-Ticket. Ja. Ich glaube, man wird sich freuen auf den Pensionsantritt einerseits. Die

Richard (18:31):
Wissen schon alle genau, was sie tun. Wahrscheinlich. Die Reisen und Kellerräume und Zaunstrecken und alles, was notwendig ist. Aber das ist ja nicht

Martin (18:36):
Alles am Ende des Tages. Und vielleicht gibt es dann den einen, dass er dann einmal die Lade aufmacht und unser Rückfahrt-Ticket sieht. Und sagt, na ja, eigentlich wäre es gut, doch wieder etwas zu tun. Ob das jetzt, ich denke an meine Ulrike, die ich vorhin erwähnt habe, die Geschäftspartnerin meines Vaters. Die massiv in der Mitarbeiterausbildung tätig ist. Diese Perle, diese Know-how-Perle ist so schade zu verlieren. Die hat ein irrsinniges Know-how, die schult und bildet meine jüngeren Mitarbeiter aus.

Richard (19:08):
Und wenn die einen Tage in der Woche da ist oder zwei, ist es doch wunderbar. Reicht

Martin (19:11):
Vollkommen. Reicht

Richard (19:12):
Vollkommen. Also die Erfahrung, die ich gemacht habe, auch bei sehr vielen Interviews in diese Richtung. Nach circa sechs Monaten in der Pension sind die Leute am besten ansprechbar auf das Rückfahrt-Ticket.

Martin (19:23):
Wir beide haben schon gesprochen über diese. Wie hast du immer gesagt, von dir habe ich es, die Alten halten. Ganz ein wichtiges Thema. Und sechs Monate wird eine gute Zeit sein, weil da bin ich auch noch nicht so weit weg.

Richard (19:34):
Das ist einmal wichtig und das ist alles erledigt schon. Und es kommt daheim auch oft der Druck zu sagen, du, ich habe ein eigenes Sozialleben. Ich will nicht 24 Stunden mit dir verbringen. Magst du nicht umschauen? So ist

Martin (19:46):
Es.

Richard (19:46):
Also das finde ich ganz toll, dass das bei euch schon implementiert wird. Vielleicht bin auch ich schuld daran, dass das vielleicht jetzt so kommt bei euch. Bin ich schon. Aber wie gehst du auch mit der Situation um, dass das Zuarbeiten in der Pension heute mit vollen Abgaben versehen ist und für die Leute total demotivierend ist?

Martin (20:04):
Ich wurde erst jetzt anlässlich einer bald stattfindenden Wahl dazu gefragt. Es muss eine Motivation geben für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sagen, ich will noch einmal etwas tun. Vor

Richard (20:16):
Allem auch keine Demotivation, weil wir es eh schon irgendwie hätten.

Martin (20:20):
Ja. Weil oftmals bleibt ja vom Brutto nur die Hälfte übrig am Ende des Tages. Nach Sozialversicherung, nach Lohnsteuer. Genau. Und für den Arbeitgeber natürlich massiv teuer. Es gibt ein paar Begünstigungen für ältere Mitarbeiter, aber glaube ich nicht wirklich ausreichend. Das macht das Kraut nicht fett. Macht es nicht fett. Und netto für den älteren Mitarbeiter bleibt ja leider noch immer quasi die Hälfte übrig. Da muss glaube ich wirklich massiv was gemacht werden. Jetzt geistern natürlich durch die Wahlen wieder herum die Überstunden. Ja. Dann werden nicht so hoch besteuert oder gar nicht besteuert. Ich glaube, es bedarf wirklich einer massiven Steuerreduktion oder auch Verringerung der Sozialversicherungsbeiträge für solche Damen und Herren, die bereit sind, im Alter noch zu arbeiten. Und wir sollen dankbar sein. Die haben ein Know-how. Die haben die Erfahrung, mit der wir dann sehr viel noch anfangen können. Ich

Richard (21:13):
Gehe noch ein bisschen weiter. Wenn jemand heute, sagen wir, eine geringe Pension hat und der könnte geringfügig, also sagen wir, um die 500 Euro dazuverdienen und der muss dann 250 Euro davon abführen. Ist das für den vollkommen wurscht, ob der 200 oder 250 abführt oder 170? Das ist das mentale Problem. Ich muss für einen Finanzminister arbeiten gehen. Also ich bin der Meinung, das gehört radikal abgeschafft. Ich gebe dir nur ein Beispiel. Der Arbeitslose darf heute geringfügig dazuverdienen, ohne Abgaben zu zahlen bis auf die zwei Prozent. Warum darf der Arbeitslose das dazuverdienen? Der Pensionist nicht. Ich sehe es überhaupt nicht ein. Ist

Martin (21:50):
Nicht nachvollziehbar. Insbesondere, noch einmal, das Wichtige ist ja, dieses Know-how weiterzugeben, weiterzutragen, wo wir alle Vorteile daraus schöpfen können.

Richard (22:01):
Also ich würde es für mich so abschließen, es ist eine Win-Win-Win-Situation. Es ist für den älteren Menschen gut, dass er oder sie teilhaben kann, dass sie dabei sind, dass ihnen nicht langweilig wird. Es ist für die Firmen gut, weil sie das Know-how behalten und das Rad nicht immer neu erfinden müssen. Und es ist für die Gesellschaft sehr gut, weil weniger Pflege, weniger Kosten, das ist nachgewiesen, dass arbeitende Menschen einfach auch den Start billiger bekommen.

Martin (22:26):
Und Arbeitskräftemangel haben wir auch. Und damit ist auch einiges unterstützt bzw. erledigt.

Richard (22:33):
Die vierte Win-Win-Situation. Richtig. Lieber Martin, kannst du bitte kurz zusammenfassen, sagen wir drei kurze Statements. Das eine ist dein Appell in zwei Sätzen betreffend Unternehmensnachfolge.

Martin (22:44):
Also ich kann nur eines mitgeben. Für alle beteiligten Personen, die mit einer Unternehmensnachfolge zu tun haben, Planung, Planung, Planung. Man soll sich überlegen, wann sind so die gewünschten Zeitpunkte, wie geht man es an. Und ja, ich glaube auch, wenn man dann seinen Nachfolger schon im Kopf hat und gefunden hat. Loslassen. Loslassen, ganz richtig.

Richard (23:07):
Wie würdest du deinen Appell in zwei Sätzen haben, was die Arbeitswelt 50 plus betrifft, aus zwei Seiten?

Martin (23:14):
Appell, arbeiten wir gut zusammen. Jung und alt, damit wir das Beste daraus schöpfen können.

Richard (23:20):
Und der Appell im Blick Richtung Arbeiten im Alter, also sprich um die Pension oder nach der Pension.

Martin (23:27):
Wir freuen uns, wenn ihr wieder zurückkommt, damit wir gemeinsam da was erreichen können. Und schau mal, du hast vielleicht schon mehr gehört in diese Richtung, lieber Hadi, weil du dich ganz massiv beschäftigst. Vielleicht gibt es wirklich so Aktionen in nächster Zeit. Steuern runter, Sozialversicherung runter, damit es sich wirklich auszahlt.

Richard (23:44):
Lieber Martin, vielen Dank. Danke vielmals. Vielleicht noch, wir werden gerne dann auch einblenden, deine Webpage. Wo kann man dich sonst erreichen? Oder wie erreicht man dich am besten, wenn man eine Frage hat? Oder wenn man unbedingt von euch vertreten werden will. Ich weiß, ihr nehmt fast niemanden mehr auf, weil ihr seid bis oben hin voll. Aber wenn jemand besonders gut vertreten werden will, wie kommt er zu dir?

Martin (24:06):
Danke für diese Werbeeinschaltung noch. Erfolgreichberaten.bg&b.com. BG&B, Binder, Grossweg und Partner. Steuerberatung, Wirtschaft. Wirtschaftsprüfung, mitten in Graz, Neufeldweg 93.

Richard (24:20):
Ansonsten vielleicht über mich. Ich bin bei Binder und Co. jetzt seit, glaube ich, seit 45 Jahren. Ich habe das meiste ja live erlebt von diesen Dingen. Ich bin immer sehr gut gefahren. Ich kann also gerne auch aus der Wirklichkeit dann erzählen. Wenn Ihnen das gefallen hat, bitte alle digitalen Möglichkeiten von Likes und von Teilen und Sonstigem bitte wahrnehmen. Mich finden Sie unter richardkahn.com. Und ich freue mich schon auf das nächste Mal. Herzlichen Dank.

Martin (24:48):
Dankeschön.

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