Tauchen Sie ein in die Welt von „Jugend am Werk Steiermark“ und erfahren Sie aus erster Hand von Geschäftsführer Walerich Berger, wie der Verein über 70 Jahre hinweg gewachsen ist und heute mehr als 100 Standorte mit über 1.000 Mitarbeitenden betreibt. Erfahren Sie, wie „Jugend am Werk“ nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen mit besonderen Bedürfnissen unterstützt und welch vielfältigen Dienste sie in den Bereichen Jugendhilfe, Inklusion und Arbeitsmarktintegration anbieten. Erleben Sie ein faszinierendes Gespräch über die Bedeutung von Erfahrung, Vielfalt und Mut im sozialen Bereich.
Webseite: https://jaw.or.at/vielfalt-wirkt
Transkript
Walerich Berger:
Das eine ist, wir brauchen die älteren Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgrund ihrer Erfahrung, aufgrund, dass sie mit manchen unserer Zielgruppen einfach glaubwürdiger sind. Wenn ich 50 plus Langzeitarbeitslose habe und da ist eine Studienabsolventin oder ein Absolvent, das wird nicht so super funktionieren sehr oft.
Richard:
Heute
Richard:
Zu Gast ist bei mir Herr Wallerich Berger. Herr Berger ist Geschäftsführer von Jugend am Werk. Herr Berger, ich habe nicht sehr viel über Sie im Netz gefunden. Können Sie mir ein bisschen was von Ihrer Geschichte erzählen, Ihrer eigenen Geschichte?
Walerich Berger:
Sehr gerne. Eigentlich habe ich einen technischen Hintergrund. Ich habe technische Chemie studiert, habe dann im Bereich EKD lange gearbeitet. Bitte, was ist das? Informations- und Kommunikationstechnologie, also LV. Ich bin dann in die Erwachsenenbildung abgebogen, habe im BFI Steiermark in unterschiedlichen Positionen gearbeitet und wurde vor mittlerweile 14 Jahren gefragt, ob ich die Geschäftsführung von Jugend am Werk übernehmen möchte, weil da ein Geschäftsführerwechsel angestanden ist. Und diese Herausforderung habe ich mich, ohne zu wissen, was auf mich zukommt, habe ich mich darüber getraut und darf das jetzt seit Mai 2009. Vielleicht
Richard:
In zwei, drei Sätzen. Was macht Jugend am Werk?
Walerich Berger:
Wir sind eines der doch relativ großen Unternehmen der Sozialwirtschaft in der Steiermark. Wir sind sehr breit aufgestellt. Das heißt, wir arbeiten mit mehreren Zielgruppen. Ob das jetzt Menschen mit Behinderungen sind, ob das Kinder, jugendliche Familien sind, die eine Unterstützung brauchen, die manchmal nicht so gut miteinander können, wo Schulverweigerung stattfindet, ein nicht so respektvoller Umgang, also alles, was unter Kinder-Jugend-Hilfe fällt, ganz vieles, was an Ausbildung fällt, also auf der Suche nach Lehrstellen, also Jugendliche, heranführen an den Arbeitsmarkt bis hin zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, teilweise älteren Menschen, die aktuell am Arbeitsmarkt wenig Chancen haben oder wenig sich zutrauen, die über gemeinnützige Beschäftigung, über Beratungsprojekte etc. wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Wir betreuen Flüchtlinge, insbesondere im Moment Vertriebene aus der Ukraine, wir führen Jugendzentren, wir begleiten Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, mit Housing First etc, so eine Reihe von, ein breites Portfolio der sozialen Arbeit.
Richard:
Ich habe Sie kennenlernen dürfen bei der Veranstaltung Senior Quality. Ich habe dann gehört, Jugend am Werk. Da denke ich mir, was macht das? Was macht der Herr Berger eigentlich da? Können Sie mich informieren oder aufklären, was Sie dort hingeführt hat und wo der Konnex dabei ist, zwischen Senior Quality und Jugend am Werk?
Walerich Berger:
Naja, wir haben den Namen Jugend am Werk seit vielen Jahrzehnten, wir wurden 1948 gegründet, um Jugendliche von der Straße zu holen,
Richard:
Inzwischen sind das ältere Menschen, die
Walerich Berger:
Arbeitslos waren, keine Berufsausbildung hatten. Das Unternehmen hat sich entwickelt, in den letzten mehr als 70 Jahren. Wir sind Silberpartner von Senior Quality.
Richard:
Das heißt, Sie sind Sponsor sozusagen?
Walerich Berger:
Wir sind Partner, weil wir auf das Netzwerk von Senior Quality zugreifen, weil wir auch immer Fachkräfte suchen, ob das in der Verwaltung ist, ob das Personen sind, die in der sozialen Arbeit sind, ob das Trainer, Trainerinnen sind, ob das Berater, Beraterinnen sind. Sie sind
Richard:
Also in der aktiven Rolle und nicht in der betreuten Rolle. Ja. Sie haben angesprochen, also eigentlich Ehrenamt, aber auch beruflich.
Walerich Berger:
Beruflich, Ehrenamt kaum.
Richard:
Ehrenamt kaum. Gleich die Frage, warum? Sie wissen, ich beschäftige mich mit dem Arbeiten in späteren Jahren. Und da gibt es meines Erachtens mehrere Möglichkeiten. Entweder du wirst Berufsreisender, irgendwann einmal ist das auch fertig, dann könntest du wieder weiterarbeiten. Ich bin sehr dafür, dass man zumindest einen Tag oder zwei Tage in der Woche etwas Sinnvolles tut oder für ein Projekt bezogen. Und die dritte Möglichkeit ist das Tätigsein in Form eines Ehrenamtes. Wäre nicht, war meine Frage, Ehrenamt als Begleiter ihrer Jugend eine höchst gefragte Angelegenheit, dass die Leute aus ihren Erfahrungen erzählen können, so quasi was Kaminabende in der Industrie sind zum Beispiel, bei ihnen auch Runden, wo man Jung und Alt zusammenführt, wo man Geschichten erzählt und wo man aus seiner Jugend seine Erfahrungen weitergibt.
Walerich Berger:
Ja, durchaus möglich. Spielt aber bei uns im Wesentlichen kaum eine Rolle. Weil in der Sozialarbeit sind die Anforderungen an Ausbildungen, an laufenden Weiterbildungen, an ständiger Supervision etc. so hoch, dass Personen, die im Wesentlichen ausgeschieden sind oder zumindest einmal zum Teil ausgeschieden sind aus dem aktiven Leben, die sind einfach nicht mehr qualifiziert, um mit diesen Zielgruppen arbeiten zu können. Also da haben wir Auftraggebervorgaben, die ein bisschen es schwieriger machen, das, was Sie ansprechen, da zu realisieren. Weil ja, wir arbeiten auch
Richard:
Mit Ehrenamt.
Walerich Berger:
Also gerade in der Flüchtlingsbetreuung, da spielt Ehrenamt eine ganz große Rolle. Auch in der Begleitung von Familien, in Projekten, die über den Einzelfall hinausgehen, erzählen wir uns voneinander, stärken wir uns. Wir machen sehr viel im Bereich der Selbsthilfe. Das ist reines Ehrenamt, die Selbsthilfegruppen. Die unterstützen und organisieren wir in der Steiermark. Also da ja, aber das ist kein Massenphänomen bei uns bei Jürgen im Werk.
Richard:
Gut, das heißt also, es geht bei Ihnen eher darum, dass Sie als Arbeitgeber auch interessiert sind, älteres Personal zu bekommen. Mag auch, geschuldet seiner Situation, es wird schwieriger, jüngeres Personal zu bekommen. Ältere sind vielleicht eher am Markt. Und bis dato waren ja Ältere eher so quasi rausgeschubst aus dem Arbeitsprozess. Wie geht das bei Ihnen, der Umgang der unterschiedlichen Generationen, bei Ihrem Anforderungsprofil?
Walerich Berger:
Das eine ist, wir brauchen die älteren Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgrund ihrer Erfahrung. Aufgrund, dass sie mit manchen unserer Zielgruppen einfach glaubwürdiger sind. Wenn ich 50 plus Langzeitarbeitslose habe, und da ist eine Studienabsolventin oder ein Absolvent, das wird nicht so super funktionieren, sehr oft. Weil für die Älteren, die Junge, der Junge, einfach wenig mitbringt im Sinn von Lebenserfahrung.
Richard:
Sagen wir auf Augenhöhe, kann man das so sagen? Ist es viel schwieriger, Dinge zu kommunizieren, wenn da der Unterschied zu groß ist? Rauf und runter und runter und rauf natürlich. Ja,
Walerich Berger:
Natürlich. Und die Erfahrenen und, und eher Berufseinsteigerinnen sind im ständigen Austausch bei uns. Alle qualitätssichernden Instrumente, die wir haben, ob das jetzt Klausuren sind, ob das Supervisionen sind, ob das Intervision ist, die sind im Austausch und da findet das Voneinanderlernen in einer gesteuerten und kontrollierten Form und gewünschten Form statt.
Richard:
Gesteuert ist ein gutes Wort. Wie steuern Sie das?
Walerich Berger:
Indem wir schauen, dass wir Diversität ernst nehmen. Und da genau hinschauen. Was heißt Diversität? Wie divers sind unsere Zielgruppen? In unterschiedlichen Formen der Diversität. Und was können wir da spiegelnd quasi auf der professionellen Betreuerinnen, Begleiterinnen, Trainerinnen Form entgegenstellen oder dazustellen? Weil wir da Kraft in der Fachlichkeit, Kraft in der Kompetenz, Kraft in der Glaubwürdigkeit haben. Und daher bemühen wir uns sehr, um Diversität bei unserem Personal.
Richard:
Diversität also nicht nur im Sinne von Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder bestimmten Altersstrukturen, also auch ältere Menschen als diverse Zielgruppen.
Walerich Berger:
Also Alter, sozioökonomischer Hintergrund, kultureller Hintergrund, geschlechtliche Orientierung etc. Also da schauen wir hin, um breit zu sein, weil in unserem Gleim haben wir ja Vielfalt wirkt. Und das ist nicht nur die Breite des Angebots, die Breite der Dienstleistungen, sondern auch die Breite der Kompetenzen, die Breite der Erfahrungen, die Breite der Herkünfte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Richard:
Wenn wir jetzt die Palette an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hernehmen, so sind es jetzt vier Generationen und bald fünf. Also die ersten mit 15 drängen quasi schon in den Arbeitsmarkt hinein. Sofern sie drängen, ist die Frage. Aber jedenfalls, die kommen in den Arbeitsmarkt langsam hinein. Und dann haben wir die 65, vielleicht auch 70-Jährigen, die hoffentlich noch freudvoll mitarbeiten können. Wie sehen Sie oder sehen Sie Schwierigkeiten im Umgang dieser unterschiedlichen Generationen miteinander, weil sie ja auch komplett anders aufgewachsen sind?
Walerich Berger:
Ach, da ist manchmal schon ein Staunen und ein nicht automatisches Verständnis füreinander da. Aber wenn wir den Austausch fördern und dem Platz geben, da bewegt sich was. Da kommt was in Fluss, das hilfreich ist, das nützlich ist. Wo Ältere dann hin und wieder so, so habe ich das noch gar nicht gesehen, das habe ich nicht so gedacht. Das ist interessant, wie die sind. Und umgekehrt auch ein Staunen von Jüngeren, was Arbeit für die eine Bedeutung hat und wie das tagesstrukturierend ist und dieses Work-Life-Balance, wie viel Balance denn aus der Arbeit kommt. Und dieser Austausch ist befruchtend und spannend.
Richard:
Also ich habe immer wieder so den Eindruck, dass für viele junge Leute heute Arbeit weh tut. Arbeit ist gaga, wollen wir eigentlich nicht wirklich. Freizeit ist Work-Life-Balance, wie immer man das interpretieren mag. Ist es nicht eine ganz wichtige Funktion von uns Älteren, auch den Jungen zu verklickern, dass Arbeiten nicht weh tut, sondern umgekehrt, dass Arbeiten höchst befriedigend sein kann? Wie schafft man das Ihrer Meinung nach? Sie haben sehr viel Umgang mit Jugend natürlich. Können Sie mir erklären, wie erreicht man sie Ihrer Meinung nach?
Walerich Berger:
Bei vielen Jugendlichen ist es gar noch nicht die Frage der Arbeit, sondern die Frage, wie schaut meine Zukunft aus? Und wird Zukunft länger als zwei Tage gedacht? Eine Woche ist schon lange. Und da hinzuschauen, was stellst du dir denn für dein Leben vor? Was verbindest du mit dem Begriff gelingendes Leben? Und was ist dann notwendig dafür zu tun, dass es gelingend ist? Es
Richard:
Gibt diesen Rückschluss. Ich muss was tun dafür,
Walerich Berger:
Dass… Ja sicher, sicher.
Richard:
Weil bis dato, es ist ja, jetzt überspitzt gesagt, es sagt Marti Wiesen, wenn der Haushalt, sagen wir, halbwegs in normalen Bahnen ist. Wir haben das Hotel Mami, wir haben unser Wish-Fond und viel mehr braucht man auch nicht mehr. Ich habe das regelmäßige Essen, egal wohin, auch immer. Ist mein Eindruck richtig, dass das Denken nicht weit darüber hinausgeht?
Walerich Berger:
Ach, wir arbeiten mit ganz vielen Zielgruppen, die kein Hotel Mama haben. Die haben überhaupt noch nie ein warmes Mittagessen gekriegt. Also für die ist gemeinsam kochen, eine völlig neue, gesund kochen, ein völlig neues Erlebnis. Aber
Richard:
Ist das nicht dann ein sehr positives Erlebnis? Ja, natürlich.
Walerich Berger:
Hoppala, und das schmeckt dann auch. Das schmeckt, das kann man sich auch leisten. Ja. Das ist sogar um vieles billiger letztendlich, als aus einem Automaten, ich weiß nicht was, rauszuziehen. Das sind wertvolle Erlebnisse, um das Leben selbst gestalten anzufangen. Darf
Richard:
Ich gleich einhaken? Da wäre ja die Oma-Ma, die kommt zum Kochen, die braucht keine sonstige besondere Qualifizierung, sondern wenn die gern mit jungen Leuten zusammen ist und dann mit denen gemeinsam etwas kocht, glaube ich, ein wunderbares Erlebnis.
Walerich Berger:
Herzlich willkommen.
Richard:
Aber das müsste man ja forcieren.
Walerich Berger:
Ja, wobei das Kochen immer in einen Betreuungskontext eingebunden ist und nicht losgelöst ist, da kochen wir und da ist jetzt ein Betreuungskontext, sondern das ist in einem Gesamtkontext zu sehen. Jetzt wieder
Richard:
Bei den Alten. Wenn Sie Ihre Betreuung haben und Sie haben Fachkräfte, die das Ganze leiten und dann schaut man, dass man ein paar Omis dazu kriegt, die am Dienstag von 11 bis 3 Uhr da sind und das einmal die Woche, dann wäre das ja eine Win-Win-Win-Situation.
Walerich Berger:
Findet sogar statt, dann und wann in Einzelfällen. Wir sind auch als Unternehmen nicht so wahnsinnig auf Ehrenamt gepolt. Das spielt bei uns einfach weniger Rolle,
Richard:
Weil wir
Walerich Berger:
So fokussiert sind auf Fachkräfte, dass wir die finden, die ein gutes Onboarding sicherstellen, die gut halten können, dass die lange bei uns bleiben wollen, da ist der Fokus so stark darauf, dass wir, wir haben immer wieder Ehrenamtsprojekte, gerade in der Kinderjugendhilfe, aber das ist nicht der Hauptfokus des Unternehmens.
Richard:
Gut. Alt und jung ist bei Ihnen also ein Thema, das ineinander greift.
Walerich Berger:
Ja, ja.
Richard:
Der Jugend wird sehr oft vorgeworfen, sie hätten keinen Sinn, sie wissen nicht, wofür sie da sind, sie haben, sagen die Alten, die sowieso immer glauben, dass sie alles besser wissen. Jetzt, wenn Sie mit der Jugend viel zu tun haben, wie würden Sie in ein, zwei Sätzen Jugend charakterisieren?
Walerich Berger:
Das eine Mal Jugend gibt es nicht als solches, sondern das ist
Richard:
Hochdifferenziert.
Walerich Berger:
Jugendliche heute haben es beträchtlich schwieriger, Orientierung in der Welt zu finden, als ich noch Jugendlicher war. Weil? Weil die Fragen der Reizüberflutung eine völlig andere ist. Die Social Medias, die digitalen Welten, spielen eine ganz andere Rolle, wo Echokammern da sind, die schwer zu überwinden sind. Darf
Richard:
Ich gleich unterbrechen? Ich habe das Gefühl für mich, dass eine Form einer inneren Erschöpfung der jungen Leute auch allein durch die Vielfalt der Einflüsse da ist. Der ist dann wirklich erschöpft, wenn er zwei Stunden nur gewischt hat und über zwei Sekunden auf dem Bild war. Das ist nur eine Unterstützung, eine Bestätigung meiner Theorie.
Walerich Berger:
Für Jugendliche ist es signifikant schwieriger, sich in der Welt zurechtzufinden, zu schauen, wo gehe ich hin, wo informiere ich mich, wo habe ich glaubwürdige Quellen, wo habe ich die Medienkompetenz, eine Quelle zu hinterfragen. Wie
Richard:
Vermittelt man das?
Walerich Berger:
In einer Reihe von Workshops, in einem Hinterfragen, in Debatten, egal im Wesentlichen zu welchen Themen, was hast du für eine Meinung dazu, wo informierst du dich, wie kommst du zu dieser Meinung?
Richard:
Aber als älterer Mensch ist man ja dann von vornherein aus der Sicht der Jugend eher unglaubwürdig, wenn man etwas anderes behauptet.
Walerich Berger:
Weil
Richard:
Er hat es ja auf TikTok gesehen, in drei Kammern.
Walerich Berger:
Aber da macht es ja Sinn, in Workshops zu sagen, und jetzt schauen wir, gibt es eine vierte Kammer, wo vielleicht etwas anderes drinnen ist, und wie gehen wir jetzt damit um, wie finden wir die vierte Kammer überhaupt? Und da ist an der Medienkompetenz der Jugendlichen zu arbeiten.
Richard:
Arbeiten Sie an diesen Projekten auch in Schulen oder im Prinzip nur in Ihrem Bereich?
Walerich Berger:
Im außerschulischen Bereich, also in Jugendzentren, spielt es eine ganz wesentliche Rolle. Auch in der Heranführung der Jugendlichen an Berufsausbildung spielt es eine ganz wesentliche Rolle. Und es heißt nur, dass sie ein Bild bekommen, von welchen Berufen reden wir denn überhaupt? Und welches Bild von Berufen haben Jugendliche? Ich meine, es kommen knapp 30 Prozent Jugendliche als funktionale Analphabeten aus der Schule. Schrecklich. Wie informieren Sie die dann? Wie kommen Sie zu der Idee, wie schaut ein Beruf aus? Was ist die Anforderung an einen Beruf? Wie komme ich dazu? Wie kann ich das erfüllen?
Richard:
Das heißt aber, dass Sie ja einen enormen Erfahrungsschatz haben, der außerhalb der Schule passiert. Ja. Was ja zur Folge haben müsste, dass Ihre Erfahrung dringend in die Schule hinein müsste. Die Verbindung von Ihrer Erfahrung zum Lehrpersonal etc. funktioniert. Wie wird das gemacht?
Walerich Berger:
Na, es gibt schon Schnittstellen, so im Bereich zum Beispiel dem Jugendcoaching, wo Jugendcoacher in die Schulen gehen, mit den Vertrauenslehrern arbeiten, mit den Lehrern, die für Berufsorientierung zuständig sind, arbeiten, wo Beratungssettings direkt in der Schule angeboten werden. Nämlich auch in der Abklärung, würde ich weiter in die Schule gehen, möchte ich Richtung Arbeit gehen, möchte ich in die Berufsausbildung gehen und da arbeiten wir direkt in Schulen oder unsere Fachkräfte direkt in Zusammenarbeit mit den Lehrern direkt in
Richard:
Schulen. In ausreichendem Maß oder ist das noch massiv ausbaufähig?
Walerich Berger:
In einem wachsenden Maß und wo das Vertrauen zunehmend besser wird und wo Jugendcoaching nicht als Konkurrenz zur Schule gesehen wird. Schulen schauen, dass möglichst viele Jugendliche in der Schule bleiben. Das hat ja etwas mit Auslastung zu tun, das hat mit Anzahl der Klassen zu tun. Aber das findet zunehmend in einem guten Vertrauensverhältnis statt. Unter dem, was steht im Fokus? Die Jugendlichen stehen im Fokus und die zu begleiten und die zu beraten, damit die ein möglichst gutes und gelingendes Leben haben.
Richard:
Gut, wir kommen langsam zum Ende. Was würden Sie mit Ihrer Erfahrung heute jungen Menschen raten? Oder was würden Sie gerne sehen bei den jungen Leuten?
Walerich Berger:
Seid mutig, nehmt das Leben in die Hand, probiert etwas aus, traut euch etwas, habt keine Angst vorm Scheitern und sucht euch die Felder, wo ihr Kraft kriegt und wo ihr Motivation kriegt. Und lasst euch nicht schnell entmutigen.
Richard:
Wunderbares Schlusswort. Wo findet man Sie, wenn man Sie sucht? Ihre Einrichtungen oder Ihr entsprechendes Personal?
Walerich Berger:
Wir sind in ganzer Steiermark. Wir haben 130 Standorte in der Steiermark. Wir sind in allen Bezirken vertreten.
Richard:
Sind also nicht schwer zu
Walerich Berger:
Finden. Man findet uns.
Richard:
Wunderbar, danke vielmals. Das war ein wunderbares Gespräch. Ich habe viel gelernt. Ich bin natürlich als Älterer auch immer wieder angewiesen, über jüngere Menschen von Fachleuten zu erfahren. Heute habe ich wieder einiges erfahren. Wenn Sie mehr von mir wissen wollen, Sie finden mich unter richardkahn.com. Danke vielmals.