
„Jenseits der 50 wissen sie einfach Bescheid!..“ – Hermann Retter, Geschäftsführer von Retter Reisen und Bio-Natur-Resort Retter
Für mein Buch über die Arbeitswelt 50+ durfte ich eine Reihe von besonderen Persönlichkeiten interviewen, aber auch Menschen, die diese Welt besonders gut kennen, da sie selber davon betroffen sind.
Heute zu Gast ist:
Der Geschäftsführer von Retter Reisen, Retter Events und Bio-Natur-Resort Retter, Hermann Retter.
Die Familie Retter betreibt ein Bio-Natur-Resort, eine Bio-Landwirtschaft, Reisebüros, Buslinien und vieles andere mehr – rund 300 Mitarbeitende zählen ihre Betriebe.
Retter beschäftigt auch eine ganze Reihe von bereits in Pension befindliche Menschen, die aber, laut Hermann Retter: „…einmal raus müssen… zurück nach knapp einem Jahr kriegen sie dann von uns maßgeschneiderte Modelle angeboten“.
Maximale Flexibilität funktioniert für beide Seiten.
Transkript
Hermann Retter:
Unsere Erfahrung ist, der möchte nicht einen fixen Plan haben, dass er sagt, er muss wirklich jeden Tag dabei sein, sondern dem muss man ein Angebot oder der muss man ein Angebot machen und sagen, schaut her, ihr seid zu zweit, ihr habt den Dienstplan, ihr könnt das selber untereinander managen, ihr könnt euch die Zeit frei planen und damit haben sie das Gefühl, sie sind zu 100% angehängt, haben aber Beschäftigung, sind im Team, sind in die Firma wieder integriert. Das ist das Modell, was bei uns funktioniert.
Richard:
Für
Richard:
Mein Buch über die Arbeitswelt 50 plus durfte ich eine Reihe von besonderen Persönlichkeiten interviewen. Herzlich willkommen, Hermann Retter und vielen Dank, dass wir dieses Interview führen dürfen. Würden Sie uns bitte kurz erläutern, in welcher Firma Sie arbeiten und in welcher Funktion?
Hermann Retter:
Gut, bei mir ist es so, dass ich selbstständig bin. Seit 1984 das elterliche Unternehmen Gastronomie und zwei Busse übernommen habe und deswegen eben diese zwei Zweige ausgebaut wurden. Zurzeit ist es so, dass wir einen Hotelbetrieb betreiben und Busreiseunternehmen. Wir sind auch im öffentlichen Linienbusverkehr unterwegs. Also
Richard:
Ein Multi sozusagen?
Hermann Retter:
Nein, ein Multi nicht, aber in mehreren Bereichen. Und beschäftigen insgesamt ca. 300 Mitarbeiter.
Richard:
Können Sie uns vielleicht eines oder das Highlight Ihrer beruflichen Laufbahn nennen?
Hermann Retter:
Na, da gibt es mehrere wahrscheinlich. Und zwar ein wichtiger Schritt war die Umstellung auf Seminar- und Tagungshotel. Das hat uns weitergebracht. Das andere war vielleicht eigener Reiseveranstalter zu werden und nicht im Auftrag zu fahren. Und ich habe auch verstaatlichte Unternehmen gekauft. Das sind ehemalige Postbusbetriebe und habe da jetzt beamtete Mitarbeiter kennengelernt. Mitarbeiter mit Dienstverträgen zu unseren Privatwirtschaftlichen. Also ich kenne jetzt alle drei Gattungen der Mitarbeiter so quasi.
Richard:
Wunderbar, eigentlich der ideale Gesprächspartner natürlich. Erwarten Sie in der nächsten Zeit eine maßgebliche Änderung des Personalstandes bei Ihnen?
Hermann Retter:
Nein, nein.
Richard:
Gibt es bei Ihnen einen Mitarbeitermangel?
Hermann Retter:
Einen Mitarbeitermangel gibt es Gott sei Dank noch nicht. Aber wir spüren natürlich auch, dass weniger Mitarbeiter nachkommen, weniger Jugend nachkommen. Warum? Weil insgesamt weniger Jugend nachkommt, das ist meine Meinung. Aber bei uns muss man auch schauen, wir sind im ländlichen Gebiet. Im ländlichen Gebiet sind wir konfrontiert mit anderen. Wir haben Abwanderungen. Das heißt, wir haben auch von Haus aus gar nicht diesen Pool, den man im städtischen Bereich hat.
Richard:
Eine ganz andere Frage. Was halten Sie vom Senioritätsprinzip? Sprich steigende Löhne, steigendes Gehalt durch Anwesenheit und nicht durch mehr Leistung?
Hermann Retter:
Ja, das sollte man überdenken. Weil brauchen tut man die finanziellen Voraussetzungen als Junge. Da möchte man was schaffen, was aufbauen. Also das ist sicher ein Thema, das man sich… …überlegen muss. Die Älteren haben meistens alle Dinge schon erledigt und da ist nicht mehr im Vordergrund Geld zu verdienen.
Richard:
Auf der anderen Seite kosten Ältere mehr Geld, egal ob sie mehr leisten oder nicht, einfach weil sie länger dabei sind. Meinen Sie, dass Beschäftigte 50 plus relativ zu teuer werden für Unternehmen?
Hermann Retter:
Das ist ein Punkt. Auf der anderen Seite nehmen die sehr viel Erfahrung mit, die sehr notwendig ist. Gleichzeitig verändert sich aber die ganze Arbeitsstruktur extrem. Und da haben sehr oft Ältere das Problem, dass ihnen dieser Anschluss fällt oder diese Weiterentwicklung fällt.
Richard:
Also da muss man
Hermann Retter:
Aufpassen.
Richard:
Wir kommen nachher gleich zu den 50 plus. Vielleicht noch eine andere Frage davor. Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit, dass Leute, die Führungsrollen haben, auch in die zweite Reihe zurückgehen können, weil sie irgendwann sagen, es ist mir zu viel Verantwortung, es ist mir zu viel Stress, ich würde aber gerne weiterarbeiten, aber in die zweite Reihe zurückgehen?
Hermann Retter:
Das kommt vor. Das kommt vor in der Führungsebene. Das kommt aber auch vor bei den Mitarbeitern, jetzt sage ich mal im Fahrdienst, Werkstätten, Mechaniker, dass die irgendwann einmal kommen, das ist mir zu stressig. Ich möchte jetzt nur mehr fahren oder nur mehr an der Werkstätte sein. Also diese Führungsrollen, das ist mir zu stressig. Da kommen ja Veränderungswünsche.
Richard:
Normalerweise würde man ja sagen, dass Verantwortung zeigt sich im Gehalt, sprich eine Führungsposition verdient mehr. Wenn man ja jetzt einen Schritt zurück ginge und keine Verantwortung mehr hat, würde das ja automatisch heißen können, weniger Gehalt.
Hermann Retter:
Deswegen haben auch viele ein Problem damit. Sie wollen die Verantwortung nicht, auf der anderen Seite wollen sie auch keine Abstriche machen. Also
Richard:
Dann geht es sehr schwer. Das ist
Hermann Retter:
Schwierig, ja. Das ist schwierig, ja.
Richard:
In Skandinavien aber zum Beispiel ist das absolut üblich. Da verdienen die Leute dann 20, 30 Prozent weniger und genauso wie Sie gesagt haben, mit 50 hast du schon alles und was du nicht hast, mit 50 wirst du nicht mehr kriegen wahrscheinlich.
Hermann Retter:
Aber das ist bei uns in den Köpfen noch nicht angekommen. Ja,
Richard:
Aber 30 bis 40, da sind Sie so in der Rush-Hour des Lebens, da brauchen Sie eigentlich das Geld. Richtig. Und das ist bei uns noch nicht der Fall. So, jetzt ein paar spezielle Fragen zu 50 plus, wie ich vorher kurz angeschnitten habe. Wie wichtig sind in Ihrer Firma Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen 50? Ja. Die
Hermann Retter:
Sind grundsätzlich schon sehr wichtig, weil sie einfach die Erfahrung haben, weil sie einfach die Firma durch und durch kennen und das sind so wirklich die Stützen.
Richard:
Was haben wir für Potenziale in dem Alter? Was können die besser als andere?
Hermann Retter:
Die Erfahrung. Ja. Die Erfahrung. Sie haben eine höhere Bindung zum Unternehmen. Loyalität. Loyalität. Ja. Ja. Und sie wissen einfach Bescheid. Ja. Ja. Die brauchen es einfach in diesem Job. Diesen Stützige, dieser Tätige da. Das sind die Stützen. Denen muss man zusätzlich noch Dinge erklären. Sie wissen einfach wo es lang geht und sie wissen auch, warum das geht. Was
Richard:
Tut Ihre Firma um diese Menschen besonders zu unterstützen? Eigentlich.
Hermann Retter:
Wir versuchen so gut wie möglich eine ganz flexible Arbeitszeitmodelle zur Verfügung zu stellen. Weil das, was wir schon spüren ist der Druck, Oops, to I postfaul. Nein, nein, nein. Man muss nämlich auch seiner Firma wenigstens wiederholen. Richtung Pension gehen, da hat man wirklich, da spürt man so richtig, die warten schon sehnsüchtig, die möchten jetzt irgendwann einmal abschalten, so quasi, die Verantwortung weghaben und den Druck weghaben und dass man da einfach lockerlässt und andere Arbeitszeitmodelle gemeinsam entwickelt.
Richard:
Fragen Sie die Bedürfnisse dieser Älteren ausdrücklich ab,
Hermann Retter:
Um
Richard:
Zu sagen, was brauchst du?
Hermann Retter:
Ja, wir machen so Mitarbeiter-Jahresgespräche, so quasi, wo wir auch auf diese Fragen eingehen. Wie geht es da, auch da sind teilweise private Fragen dabei, also das klären wir bei diesen Jahresgesprächen schon ab.
Richard:
Jetzt ist die Frage, da rühmt das eine und das zweite wäre, wie gehen Sie mit diesen Fragen dann um und mit den Rückmeldungen?
Hermann Retter:
Ja, grundsätzlich versuchen wir die Leute zu halten. Also jetzt muss ich als Unternehmer, muss ich sagen, wenn es irgendwie möglich ist, wenn wir es einrichten können, dass wir diesen Wünschen so gut wie möglich entsprechen.
Richard:
Okay. Nehmen Sie BewerberInnen in dem Alter noch auf?
Hermann Retter:
Ja.
Richard:
Wunderbar, jetzt wechseln wir die Position. Ja. Nämlich jetzt nehmen wir die Rolle der ArbeitnehmerInnen. Was meinen Sie wäre aus der Sicht der ArbeitnehmerInnen 50 plus besonders wichtige Faktoren für ein zufriedenes und effizientes Mitarbeiten?
Hermann Retter:
Also unsere Erfahrung ist, dass es hauptsächlich um die Einsatzzeiten, Arbeitszeiten und solche Dinge geht. Dass sie es einfach ihr Leben besser bauen können, so quasi mit ihren Freizeitaktivitäten und so. Also man hat das Gefühl, sie wollen nicht mehr so 150 Prozent unter Strom sein, sondern sie wollen einfach ein bisschen zurücknehmen und flexibler werden.
Richard:
Und jetzt eine etwas provokante Frage. Glauben Sie, dass Ihre MitarbeiterInnen der Meinung sind, dass Sie auf diese Wünsche genügend eingehen?
Hermann Retter:
Ja. Ja, das weiß ich und wir versuchen es. Wir versuchen es auf jeden Fall.
Richard:
Okay. Jetzt gehen wir zu den 60, 65-Jährigen. Einfach eine Stufe weiter nach hinten. Also MitarbeiterInnen, die entweder schon in Pension sind oder knapp davor oder danach. Wie wichtig sind oder wären für Sie in Ihrer Firma Beschäftigte aus dieser Kohorte, nennt sich das, also aus dieser Altersschicht?
Hermann Retter:
Also wir bemühen uns schon seit Jahren, dass wir die wieder zurückkriegen. Unsere Erfahrung ist, die müssen einmal raus, so quasi, einen Schnitt machen und dann wieder zurück, aber mit flexibleren Modellen. Also ich kann das jetzt nur anhand von Fahrern erklären, dass wir zum Beispiel hergehen und sagen, wir haben einen Linienkurs. Dann nehmen wir zwei oder drei solche Leute, machen aus denen ein Team und die können sich selber die Arbeitszeit organisieren. Die können sich selber die Einsatzzeiten organisieren. Die wollen nicht mehr so hundertprozentig angehängt sein, möchten aber trotzdem beschäftigt sein. Und diese Flexibilität, das ist die Möglichkeit, wie wir es wieder zurückkriegen. Aber wir bemühen uns da sehr drum. Für mich spielt es am Ende des Tages keine Rolle, ob ich jetzt für zwei Leute das zahle oder für einen oder für drei. Also dieses Offen, der offene Zugang ist nicht so wichtig. Es ist wichtig.
Richard:
Aber Sie
Hermann Retter:
Müssen einmal aussagen.
Richard:
Da darf ich gleich anschließen. Was halten Sie von der Idee zu sagen, nach sechs Monaten oder nach einem Jahr den Leuten wieder ein Angebot zu machen, wenn alle Reisen gemacht sind und das Haus hergerichtet ist und der Keller geräumt ist, dass man ihnen dann sagt, lieber Mann oder liebe Frau, wir hätten dich gerne. Das
Hermann Retter:
Machen wir aktiv, das machen wir schon seit Jahren, dass wir aktiv auf die Leute zugehen und solche Teams zusammenstellen. Aber wie gesagt, unsere Erfahrung ist, der möchte nicht einen fixen Plan haben, dass er sagt, er muss wirklich jeden Tag dabei sein, sondern dem muss man ein Angebot oder der muss ein Angebot machen und sagen, schaut her, ihr seid zu zweit. Ihr habt den Dienstplan. Ihr könnt das selber untereinander managen. Ihr könnt euch die Zeit frei planen. Und damit haben Sie das Gefühl, Sie sind zu 100 Prozent angehängt, haben aber Beschäftigung, sind im Team, sind in die Firma wieder integriert. Das ist das Modell, was bei uns ist. Das funktioniert.
Richard:
Also man könnte fast sagen, dass Sie nicht müssen, sondern dürfen. Genau. Gibt es Ihrer Meinung nach besondere Hindernisse für eine Weiterbeschäftigung dieser älteren Leute?
Hermann Retter:
Ganz schwierig ist natürlich diese ganze steuerliche Komponente. Die haben alle Angst davor, wenn sie etwas verdienen, dass sie noch mehr Steuern zahlen müssen. Das ist das Erste, wenn sie kontaktiert werden.
Richard:
Eine Frage gleich. Wissen Sie ungefähr, wie viel da Steuern und Abgaben vom Staat geholt werden bei einem Regelpensionisten, wenn er etwas dazu verdient?
Hermann Retter:
Gefühlt für die Pensionisten zu viel. Ich kann es jetzt nicht auf den Prozentsatz genau sagen. Aber das ist das größte Handicap.
Richard:
So, jetzt wechseln wir wieder die Position. Und jetzt sehen wir uns in der Rolle der Pensionistin selber. Glauben Sie, dass Pensionisten in Pensionbefindlichen ganz allgemein noch in irgendeiner Funktion oder in einem Arbeitsmodell weiterarbeiten wollen?
Hermann Retter:
Ich bin überzeugt davon, weil es geht ja auch um den sozialen Anschluss, um irgendwo noch etwas Sinnvolles beizutragen. Es geht darum, noch im sozialen Gefüge zu sein. Das glaube ich schon ganz wichtig. Aber es muss flexibel gestaltet sein.
Richard:
Also das größte Hindernis wäre was? Das Geld oder die Arbeitszeit?
Hermann Retter:
Das größte Hindernis ist die Steuer, die sie zahlen müssen. Und so quasi dieses Fixe. Sie brauchen ein bisschen mehr Freiheit. Das sind die zwei Punkte nach unserer Erfahrung. Tun
Richard:
Sie aus Ihrer Erfahrung nach heraus genug, um diese in Pensionbefindlichen oder die, die in Pension gehen, anzuregen, weiterzutun? Oder ist das auch bei Ihnen noch ausbaufähig?
Hermann Retter:
Ausbaufähig ist es immer. Aber wir bemühen uns da sehr, vor allem weil wir gerade in unseren Bereichen, sei es jetzt Schulbus, Linienbetrieb, viele solche Leute, brauchen die teilweise nur einige Stunden am Tag arbeiten. Wir haben genauso im Hotel, dass man nur einen Frühdienst macht und solche Dinge. Wir haben da Möglichkeiten, dass wir diese Leute in die Beschäftigung zurückholen. Oder im Büro genauso. Es gibt viele Arbeiten, die man teilweise Homeoffice in der Firma machen kann, dass man splitten kann, wo sie sich die Zeit frei einteilen können. Da bemühen wir uns sehr, dass wir die zurückholen.
Richard:
Da sind wir gleich beim fast letzten Thema. Das ist das Thema New Work auf Neudeutsch. Also Arbeitsmarkt im Umbruch. Change als Begriff. Wir haben ja heute einen Sinn- und Wertewandel. Es geht um flexible Arbeitszeiten, es geht um Homeoffice, Digitalisierung, wie Sie gerade gesagt haben. Was halten Sie von der Vier-Tage-Woche?
Hermann Retter:
Grundsätzlich ja. Es ist nur nicht überall umsetzbar.
Richard:
Bei vollem Lohnausgleich?
Hermann Retter:
Ja. Und da habe ich grundsätzlich kein Problem damit. Wenn es eine Branchenregelung ist, dann habe ich kein Wettbewerbsproblem. Ich meine, ich bin jetzt nicht im Export und so weiter. Wir arbeiten regional. Aber wenn alle Gastronomiebetriebe oder alle Busbetriebe quasi vier Tage mit gleichem Lohn im KV haben, dann habe ich auch kein Problem damit. Also alles, was uns alle betrifft, habe ich kein Problem. Das Problem ist nur, wenn ich jetzt …
Richard:
Wenn es eine Wettbewerbsverzerrung
Hermann Retter:
Ist. Wenn es eine Wettbewerbsverzerrung ist.
Richard:
Was halten Sie von der immer lauter geforderten Einstellung von einer Arbeitskultur auf Augenhöhe, Empathie, Wohlbefinden, Respekt, Mitgestaltung etc?
Hermann Retter:
Das ist enorm wichtig. Das wird auch immer wichtiger. Die Mitarbeiter wollen Mitarbeiter sein oder Mitunternehmer sein. Sie wollen ihre Ideen mit einbringen können und das Gefühl haben, dass sie wertgeschätzt sind, das wird immer stärker. Das ist so.
Richard:
Wie ist es jetzt aus der Sicht der 50 plus? Das sind ja Leute, die unter ganz anderen Umständen mit ihrer Arbeit begonnen haben. Sozusagen. Denen hat man immer gesagt, du musst froh sein, weil du Arbeit hast. Ich gebe sie dir. Und dass die heute sich plötzlich in einer anderen Rolle wiederfinden.
Hermann Retter:
Naja, da kommt jetzt dazu, dieses Richtung Pension oder schon in Pension sein. Da kommt der starke Hinweis, der starke Trank dazu, dass sie sagen, ja, ich möchte schon weiter tätig sein, aber es muss sinnvoll sein. Ich muss mich frei einteilen können und es muss auch wirtschaftlich, zumindest möchte ich nicht gestraft werden dafür, dass ich weiter arbeite.
Richard:
Was muss Ihrer Meinung nach ein guter Arbeitgeber heute Arbeitssuchenden anbieten?
Hermann Retter:
Sinn. Eingebunden in ein Team. Wertschätzung. Also das ist ein ganz anderer Zugang, wie es vor Jahrzehnten war.
Richard:
Wenn sich bei Ihnen zwei Bewerberinnen um einen und denselben Job bewerben und sagen wir einmal, was ja nicht wirklich stimmt, aber sagen wir einmal, sie sind beide absolut gleich qualifiziert und der eine ist 35 oder der andere ist 55. Wen stellen Sie ein?
Hermann Retter:
Die Frage ist, ob sie wirklich 100 Prozent gleich sind. Wir schauen dann auch sehr noch auf die Regionalität und so weiter, das bei uns gerade im ländlichen Gebiet ist. Wie müssen die pendeln und so weiter. Das sind auch noch so Punkte, die wir in die Überlegung einbeziehen. Aber ich würde es einmal nicht vom Alter abhängig machen.
Richard:
Also wahrscheinlich könnte man sagen, situativ entscheiden. Ja. Wahrscheinlich auch so, wenn man, das ist jetzt nicht Teil des Interviews, aber eher so meine Gedanken, wenn man etwas hat, wo man sagt, ich brauche den Wechsel. Ich brauche junges Blut drinnen. Ich muss auch auf das Risiko hin, viele Irrwege und weniger Leistung zu kriegen. Aber ich muss Junge einsetzen, weil Ältere können manche Dinge einfach nicht. Oder können sich vielleicht
Hermann Retter:
Nicht so schnell einstellen. Es kann natürlich auch sein, wobei bei uns ist es auch so, dass das Team auch mit entscheidet. Das kommt jetzt darauf an, für welche Position, in welches Team kommt er, wie passt es ins Team. Weil das ist bei uns auch so, dass nicht einer einstellt, sondern es gibt eine Vorauswahl. Und dann werden die integriert in das zukünftige Team. Da gibt es quasi Probearbeiten. Und dann entscheidet das Team mit, für wen wir uns entscheiden. Und da spielen viele Dinge mit.
Richard:
Die nichts mit der Qualifikation zu tun haben müssen. Wunderbar. So. Ich bin am Ende. Danke vielmals. Habe ich irgendetwas vergessen aus diesem Bereich von Arbeit, Arbeit 50 plus oder der Veränderung von Arbeit aus Ihrer
Hermann Retter:
Sicht? Nein. Es ist nur ganz wichtig, dass man diese Leute wirklich versucht zurückzuholen. Das, was wir aktiv machen. Aber das gehört eben noch stärker. Weil die sind jünger geblieben und fitter geblieben. Und ich glaube, es ist auch ganz wichtig, dass sie den Anschluss haben und irgendwie noch irgendwas Sinnvolles für die Gesellschaft machen können. Ich glaube, dass das einfach ein Bedürfnis ist. Und dem muss man entsprechen.
Richard:
Vielen Dank. Bitte
Hermann Retter:
Gerne.
Richard:
Danke
Richard:
Fürs Reinhören in meinem Podcast. Mehr Informationen gibt es auf meiner Webpage richardkaan.com. Bis zum nächsten Mal.